Filmwelt 1940 №38: Difference between revisions
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[[File:Fosco Giachetti.jpg|none|thumb|[[Fosco Giachetti]] als Kapitän Vela]] | [[File:Fosco Giachetti.jpg|none|thumb|[[Fosco Giachetti]] als Kapitän Vela]] | ||
Am Anfang stand eine Kundgebung, bei der der italienische Minister für Volkskultur Pavolini und der Präsident der Biennale Graf Volpi di Misurata sprachen. Sie betonten die Bedeutung der Filmwoche gerade im Kriege, die nicht allein Entwicklung und Wandlung des deutschen und italienischen Films aufzeigen würde, sondern auch als eine Manifestation der unlösbaren Bande der Freundschaft zwischen Deutschland und Italien gelten müßte. Minister Pavolini richtete Gruß und Dank an Reichsminister Dr. Goebbels: ihm und der Initiative und der unermüdlichen Vorbereitungsarbeit seiner Mitarbeiter wäre es zu danken, daß diese Woche der Filmkunst so vielseitig aus- gestaket werden konnte. Von deutscher Seite waren während der Filmwoche in Venedig zu Gast: der Vizepräsident der Reichsfilmkammer Melzer, Oberregierungsrat Fischer und Regierungsrat Bacmeister vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, die Spielleiter Hans Schweikart („Befreite Hände") Gustav Ucicky („Mutterliebe" und ;,Postmeister"), Veit Harlan („Jud Süß") und folgende Künstler: Heli Finkenzeller, Kristina Söderbaum, Brigitte Horney, Hilde Krahl, Ferdinand Marian und Heinrich George. Die Anteilnahme der italienischen und deutschen Presse war selbstverständlich sehr stark. Die Filmwoche wurde von Minister Pavolini mit einer Ansprache eröffnet und mit einem kameradschaftlichen Beisammensein geschlossen. Als Vertreter des italienischen Königshauses wohnte der Herzog von Genua einigen Veranstaltungen bei. An der Spitze der italienischen Filmschaffenden war der Generaldirektor des italienischen Filmwesens im Ministerium für Volkskultur Orazi erschienen. Die Stadt Venedig entfaltete nicht nur hochsommerlichen Glanz, sondern auch alle Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft. Die Biennale fand in diesem Jahr nicht am Lido statt, sondern man hatte unter bewußtem Verzicht irgendeines „mondänen" Rahmens alle Veranstaltungen in die Stadt verlegt, wo das neuerbaute, sehr moderne Theater San Marco für die Spielfilme, das Theater Rossini mit seinen fast Dreitausend Sitzplätzen für die Kulturfilme und das Theater Olympia für Dokumentarfilme und Wochenschauen zur Verfügung standen. | Am Anfang stand eine Kundgebung, bei der der italienische Minister für Volkskultur Pavolini und der Präsident der Biennale Graf Volpi di Misurata sprachen. Sie betonten die Bedeutung der Filmwoche gerade im Kriege, die nicht allein Entwicklung und Wandlung des deutschen und italienischen Films aufzeigen würde, sondern auch als eine Manifestation der unlösbaren Bande der Freundschaft zwischen Deutschland und Italien gelten müßte. Minister Pavolini richtete Gruß und Dank an Reichsminister Dr. Goebbels: ihm und der Initiative und der unermüdlichen Vorbereitungsarbeit seiner Mitarbeiter wäre es zu danken, daß diese Woche der Filmkunst so vielseitig aus- gestaket werden konnte. Von deutscher Seite waren während der Filmwoche in Venedig zu Gast: der Vizepräsident der Reichsfilmkammer Melzer, Oberregierungsrat Fischer und Regierungsrat Bacmeister vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, die Spielleiter Hans Schweikart („Befreite Hände") Gustav Ucicky („Mutterliebe" und ;,Postmeister"), Veit Harlan („Jud Süß") und folgende Künstler: Heli Finkenzeller, Kristina Söderbaum, Brigitte Horney, Hilde Krahl, Ferdinand Marian und Heinrich George. Die Anteilnahme der italienischen und deutschen Presse war selbstverständlich sehr stark. Die Filmwoche wurde von Minister Pavolini mit einer Ansprache eröffnet und mit einem kameradschaftlichen Beisammensein geschlossen. Als Vertreter des italienischen Königshauses wohnte der Herzog von Genua einigen Veranstaltungen bei. An der Spitze der italienischen Filmschaffenden war der Generaldirektor des italienischen Filmwesens im Ministerium für Volkskultur Orazi erschienen. Die Stadt Venedig entfaltete nicht nur hochsommerlichen Glanz, sondern auch alle Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft. Die Biennale fand in diesem Jahr nicht am Lido statt, sondern man hatte unter bewußtem Verzicht irgendeines „mondänen" Rahmens alle Veranstaltungen in die Stadt verlegt, wo das neuerbaute, sehr moderne Theater San Marco für die Spielfilme, das Theater Rossini mit seinen fast Dreitausend Sitzplätzen für die Kulturfilme und das Theater Olympia für Dokumentarfilme und Wochenschauen zur Verfügung standen. | ||
[[File:Glauben und Zuversicht.jpg|none|thumb|Glauben und Zuversicht war ihre stärkste Waffe, die sie den Sieg erringen ließ.]] | |||
Die Deutschen zeigten in Venedig folgende Filme: „Opernball" als Eröffnungsvorstellung, „Befreite Hände", „Jud Süß“ als Uraufführung, „Trenck, der Pandur", "Mutterliebe", "Der Postmeister" und „Achtung, Feind hört mit". Die Italiener: „Oltre l’amore" („Über die Liebe hinaus"), „La Peccatrice" („Die Sünderin"), „Assedio dell´ Alcazar" („Die Belagerung des Alkazar“), „Una romantica avventura" („Ein romantisches Abenteuer"), „Don Pasquale" nach Donizetti und „Abbandono" (Verlassenheit). Dazu kamen zahlreiche Kulturfilme, besonders viel deutsche Kulturfilme, die das Theater Rossini täglich nachmittags von drei bis sechs Uhr füllten. | Die Deutschen zeigten in Venedig folgende Filme: „Opernball" als Eröffnungsvorstellung, „Befreite Hände", „Jud Süß“ als Uraufführung, „Trenck, der Pandur", "Mutterliebe", "Der Postmeister" und „Achtung, Feind hört mit". Die Italiener: „Oltre l’amore" („Über die Liebe hinaus"), „La Peccatrice" („Die Sünderin"), „Assedio dell´ Alcazar" („Die Belagerung des Alkazar“), „Una romantica avventura" („Ein romantisches Abenteuer"), „Don Pasquale" nach Donizetti und „Abbandono" (Verlassenheit). Dazu kamen zahlreiche Kulturfilme, besonders viel deutsche Kulturfilme, die das Theater Rossini täglich nachmittags von drei bis sechs Uhr füllten. | ||
[[File:Andrea Checchi und Maria Denis.jpg|none|thumb|Stilles Heldentum in den Gewölben des Alkazar. [[Andrea Checchi]] und [[Maria Denis]]]] | |||
An die Spitze der rückblickenden Betrachtung muß man zweifellos die beiden großen Uraufführungen setzen: „Jud Süß" und „Die Belagerung des Alkazar“. Der Film vom Juden Süß Oppenheimer, der aus dem Frankfurter Ghetto von dem von absolutistischem Machthunger besessenen württembergischen Herzog Karl Alexander als Finanzrat nach Stuttgart geholt wurde, von Veit Harlan gestaltet. Er trägt die Merkmale seiner Inszenierung: ein mitreißendes Tempo, eine unerhörte motorische Kraft, die Bildablauf und Geschehnis mit dynamischer Bewegung erfüllt, die zupackende Kraft des geborenen Dramatikers unter den Regisseuren, die sichere und taktfeste Schauspielerführung. Das Buch (Harlan, Ludwig Metzger, Wolfgang Eberhard Möller) erzählt das grausam-giftige Leben des Juden Süß, der den Keil des Hasses zwischen den Herzog und sein Volk trieb, es ausplünderte und aussaugte, die Männer in Kerker werfen und hinrichten ließ, die Frauen der ihm verhaßten Christen aber begehrte. Harlan hat Stoff und Film aus dem Dämmer der Jahrhunderte in das grelle Licht der Gegenwart gerückt: unsere Zeit spürte wie die damalige tausendfach und unbarmherzig das „Wirken" des Judentums, für das alles — Land, Mensch, Leben — nur Geschäft war. Und immer, wenn sich in der Geschichte der Völker Politik und Geschäft miteinander mengten, waren es Juden, die dabei ihre Hand im Spiele hatten. Nicht jeder aber ward, wie Jud Süß, gehängt. Harlan deckt die jüdische Methodik auf: die Schläue sowohl wie die Feigheit, den Haß wie die Unterwürfigkeit; kurz die ganze charakterlose Wandlungsfähigkeit dieser verfluchten Menschenrasse. Von allen Szenen die unheimlichste, in ihrer gespenstischen Lebensechtheit grausige und abstoßende — die der Gebetsstunde in der Synagoge. Das ist ein wahrer Teufelssabbath — da flackern die Kerzen über den schmierigen Käppis und filzigen Hüten der bärtigen Juden, die, in einer widerwärtigen Ekstase trunken umhertaumcind, ihre gutturalen Singlaute ausstoßen. Geschickt hat Harlan die Gegensätze geschildert: den üppig-verschwenderischen Prunk beim Herzog, die schöne, kulturvolle Schönheit bei den Stuttgarter Bürgern. Von starkem Naturalismus wiederum die Schlußszene, da mit jenen Stuttgarter Bürgern die gesamte zivilisierte und gesittete Welt Strafgericht über Juda hält. Große schauspielerische Leistungen, auf die bei der deutschen Uraufführung noch besonders eingegangen werden soll, boten Ferdinand Marian (seine bisher beste, reifste und geschlossenste Leistung), Werner Krauß (Wunder der Schauspielkunst, demonstriert in einem halben Dutzend Judenmasken und Judenmenschen), Heinrich George (ein großartiger Bösewicht), Kristina Söderbaum (eine wundervolle Mädchengestalt), Eugen Klöpfer, Albert Florath und Malte Jaeger (als treue Diener ihres Landes). Veit Harlans kongenialer Kameramann Bruno Mondi schuf die Bilder. Die Zuschauer, gepackt und begeistert, bereiteten Harlan eine Ovation des Dankes für dieses bedeutsame deutsche Filmwerk. | An die Spitze der rückblickenden Betrachtung muß man zweifellos die beiden großen Uraufführungen setzen: „Jud Süß" und „Die Belagerung des Alkazar“. Der Film vom Juden Süß Oppenheimer, der aus dem Frankfurter Ghetto von dem von absolutistischem Machthunger besessenen württembergischen Herzog Karl Alexander als Finanzrat nach Stuttgart geholt wurde, von Veit Harlan gestaltet. Er trägt die Merkmale seiner Inszenierung: ein mitreißendes Tempo, eine unerhörte motorische Kraft, die Bildablauf und Geschehnis mit dynamischer Bewegung erfüllt, die zupackende Kraft des geborenen Dramatikers unter den Regisseuren, die sichere und taktfeste Schauspielerführung. Das Buch (Harlan, Ludwig Metzger, Wolfgang Eberhard Möller) erzählt das grausam-giftige Leben des Juden Süß, der den Keil des Hasses zwischen den Herzog und sein Volk trieb, es ausplünderte und aussaugte, die Männer in Kerker werfen und hinrichten ließ, die Frauen der ihm verhaßten Christen aber begehrte. Harlan hat Stoff und Film aus dem Dämmer der Jahrhunderte in das grelle Licht der Gegenwart gerückt: unsere Zeit spürte wie die damalige tausendfach und unbarmherzig das „Wirken" des Judentums, für das alles — Land, Mensch, Leben — nur Geschäft war. Und immer, wenn sich in der Geschichte der Völker Politik und Geschäft miteinander mengten, waren es Juden, die dabei ihre Hand im Spiele hatten. Nicht jeder aber ward, wie Jud Süß, gehängt. Harlan deckt die jüdische Methodik auf: die Schläue sowohl wie die Feigheit, den Haß wie die Unterwürfigkeit; kurz die ganze charakterlose Wandlungsfähigkeit dieser verfluchten Menschenrasse. Von allen Szenen die unheimlichste, in ihrer gespenstischen Lebensechtheit grausige und abstoßende — die der Gebetsstunde in der Synagoge. Das ist ein wahrer Teufelssabbath — da flackern die Kerzen über den schmierigen Käppis und filzigen Hüten der bärtigen Juden, die, in einer widerwärtigen Ekstase trunken umhertaumcind, ihre gutturalen Singlaute ausstoßen. Geschickt hat Harlan die Gegensätze geschildert: den üppig-verschwenderischen Prunk beim Herzog, die schöne, kulturvolle Schönheit bei den Stuttgarter Bürgern. Von starkem Naturalismus wiederum die Schlußszene, da mit jenen Stuttgarter Bürgern die gesamte zivilisierte und gesittete Welt Strafgericht über Juda hält. Große schauspielerische Leistungen, auf die bei der deutschen Uraufführung noch besonders eingegangen werden soll, boten Ferdinand Marian (seine bisher beste, reifste und geschlossenste Leistung), Werner Krauß (Wunder der Schauspielkunst, demonstriert in einem halben Dutzend Judenmasken und Judenmenschen), Heinrich George (ein großartiger Bösewicht), Kristina Söderbaum (eine wundervolle Mädchengestalt), Eugen Klöpfer, Albert Florath und Malte Jaeger (als treue Diener ihres Landes). Veit Harlans kongenialer Kameramann Bruno Mondi schuf die Bilder. Die Zuschauer, gepackt und begeistert, bereiteten Harlan eine Ovation des Dankes für dieses bedeutsame deutsche Filmwerk. | ||
Mit dem Film „Die Belagerung des Alkazar" zeigten die Italiener ihren bisher besten Film: ein überragendes Werk, das sich ebenbürtig den besten deutschen Filmwerken einreihen und zu den Spitzenwerken der Weltproduktion überhaupt gerechnet werden kann und muß. Augusto Genina hat diesen Film geschaffen: diese alle Herzen aufwühlende Ballade von jenen Menschen im Alkazar von Toledo, die ein unvergängliches Beispiel von Mut und Glauben aufrichteten. Als der spanische Bürgerkrieg ausbrach, blieb die Besatzung des Alkazar der Idee des nationalen Spanien treu. Und während sie unter dem Kommando ihres Obersten Moscardo in die steinernen Gewölbe des Alkazar marschierte, fielen<sup>-</sup> schon die ersten Bomben in den herrlichen Hof dieser stolzen Feste. Unten aber haben sie ausgehalten: Männer, Greise, Frauen, Mädchen, Kinder. Der Tod kam zu ihnen und die Not, der Hunger und der Durst. In den Nächten die grauenhaften Bilder des Tages bis in die Träume. Ununterbrochen fast schlugen Granaten und Bomben über ihnen ein. Die Soldaten kämpften und starben. Die Verwundeten wurden hinabgetragen. Der einzelne vollbrachte Wunder. An diesen Wundern der Kraft aber richteten steh Hunderte wiederum auf, und so allein konnte das größte Wunder geschehen, das Wunder des Glaubens. Des Glaubens an Sieg und Sache, an Freiheit und Größe des Vaterlandes. Und so hielten sie durch, bis eines Tages über die Trümmer und Ruinen des Alkazar die Befreier zogen, bis General Franco vor ihnen stand und Oberst Moscardo mit einer Stimme, in deren soldatischer Beherrschung doch dte ungeheure Erregung zitierte, die erschütternd-bescheidene Meldung machte: „Nichts Neues im Alkazar, Herr General." Derselbe Moscardo, der seinen Sohn am Telefon sprechen mußte. Der Sohn, so teilte man ihm mit, würde in zehn Minuten erschossen, wenn sich der Alkazar nicht ergäbe. Der Sohn kam selbst an das Telefon, das ihm die Feinde reichten. Und würdig seines großen Vaters nahm er von ihm Abschied: "Kämpft weiter, Arriba Espana!" Mußten sich aber an dem wortlosen Heldentum dieses Mannes und Führers nicht alle Schwachen aufrichten? Jeder der Offiziere und Soldaten war ein solcher Kämpfer, ein solcher Held: der Tod schien ihnen nichts, der Sieg alles. Und so geschah es, daß auch die Hunderte und aber Hunderte in den steinernen Gewölben von einer Stärke erfüllt wurden, die ein gnädiger Gott nur den Menschen schenkt, deren Treue und Liebe zu ihrem Vaterland sie das Unmögliche möglich machen, das Untragbare tragen läßt. Nicht schöner und überwältigender in der Schilderung der Ei nie Schicksale wie des Gesamtschicksals hätte dieser Gedanke sichtbar werden können als durch die geniale Regie Augusto Geninas. (Dem übrigens der Ajdu- tant des Obersten Moscardo, Colonel Jose Carvajal, als ständiger Berater zur Seite stand.) Fotografie, Bauten, Darstellung — alles an und in diesem Film war vollendet. Rafael Calvo als Kommandant des Alkazar, Fosco Giachetti als Kapitän — wer könnte diese Gesichter vergessen? Aber alle anderen, ja selbst noch die der Komparserie, waren ungemein eindrucksvoll. Von den Hauptdarstellern müssen noch genannt werden: Mireille Bahn, Maria Denis — zwei wundervoll-beseelte Mädchengesichter — sowie Andrea Checchi, Aldo Fiorelli, Silvio Bagolini und Carlo Tamberlani. Der Erfolg dieses italienischen Spitzenfilms war seines Wertes würdig. | Mit dem Film „Die Belagerung des Alkazar" zeigten die Italiener ihren bisher besten Film: ein überragendes Werk, das sich ebenbürtig den besten deutschen Filmwerken einreihen und zu den Spitzenwerken der Weltproduktion überhaupt gerechnet werden kann und muß. Augusto Genina hat diesen Film geschaffen: diese alle Herzen aufwühlende Ballade von jenen Menschen im Alkazar von Toledo, die ein unvergängliches Beispiel von Mut und Glauben aufrichteten. Als der spanische Bürgerkrieg ausbrach, blieb die Besatzung des Alkazar der Idee des nationalen Spanien treu. Und während sie unter dem Kommando ihres Obersten Moscardo in die steinernen Gewölbe des Alkazar marschierte, fielen<sup>-</sup> schon die ersten Bomben in den herrlichen Hof dieser stolzen Feste. Unten aber haben sie ausgehalten: Männer, Greise, Frauen, Mädchen, Kinder. Der Tod kam zu ihnen und die Not, der Hunger und der Durst. In den Nächten die grauenhaften Bilder des Tages bis in die Träume. Ununterbrochen fast schlugen Granaten und Bomben über ihnen ein. Die Soldaten kämpften und starben. Die Verwundeten wurden hinabgetragen. Der einzelne vollbrachte Wunder. An diesen Wundern der Kraft aber richteten steh Hunderte wiederum auf, und so allein konnte das größte Wunder geschehen, das Wunder des Glaubens. Des Glaubens an Sieg und Sache, an Freiheit und Größe des Vaterlandes. Und so hielten sie durch, bis eines Tages über die Trümmer und Ruinen des Alkazar die Befreier zogen, bis General Franco vor ihnen stand und Oberst Moscardo mit einer Stimme, in deren soldatischer Beherrschung doch dte ungeheure Erregung zitierte, die erschütternd-bescheidene Meldung machte: „Nichts Neues im Alkazar, Herr General." Derselbe Moscardo, der seinen Sohn am Telefon sprechen mußte. Der Sohn, so teilte man ihm mit, würde in zehn Minuten erschossen, wenn sich der Alkazar nicht ergäbe. Der Sohn kam selbst an das Telefon, das ihm die Feinde reichten. Und würdig seines großen Vaters nahm er von ihm Abschied: "Kämpft weiter, Arriba Espana!" Mußten sich aber an dem wortlosen Heldentum dieses Mannes und Führers nicht alle Schwachen aufrichten? Jeder der Offiziere und Soldaten war ein solcher Kämpfer, ein solcher Held: der Tod schien ihnen nichts, der Sieg alles. Und so geschah es, daß auch die Hunderte und aber Hunderte in den steinernen Gewölben von einer Stärke erfüllt wurden, die ein gnädiger Gott nur den Menschen schenkt, deren Treue und Liebe zu ihrem Vaterland sie das Unmögliche möglich machen, das Untragbare tragen läßt. Nicht schöner und überwältigender in der Schilderung der Ei nie Schicksale wie des Gesamtschicksals hätte dieser Gedanke sichtbar werden können als durch die geniale Regie Augusto Geninas. (Dem übrigens der Ajdu- tant des Obersten Moscardo, Colonel Jose Carvajal, als ständiger Berater zur Seite stand.) Fotografie, Bauten, Darstellung — alles an und in diesem Film war vollendet. Rafael Calvo als Kommandant des Alkazar, Fosco Giachetti als Kapitän — wer könnte diese Gesichter vergessen? Aber alle anderen, ja selbst noch die der Komparserie, waren ungemein eindrucksvoll. Von den Hauptdarstellern müssen noch genannt werden: Mireille Bahn, Maria Denis — zwei wundervoll-beseelte Mädchengesichter — sowie Andrea Checchi, Aldo Fiorelli, Silvio Bagolini und Carlo Tamberlani. Der Erfolg dieses italienischen Spitzenfilms war seines Wertes würdig. | ||
[[File:Doris Duranti.jpg|none|thumb|[[Doris Duranti]] in der Hauptrolle des Films "[[Der Reiter von Kruja]]" („[[Il cavaliere di Kruja]]")]] | |||
[[File:Doris Duranti in Venedig.jpg|none|thumb|[[Doris Duranti]] bei einer Fahrt durch das malerische Venedig]] | |||
[[File:Laura Solari und Regisseur Mastrocinque.jpg|none|thumb|Hauptdarstellerin Laura Solari und Regisseur des Filmes "[[Don Pasquale]]" [[Camillo Mastrocinque]]]] | |||
[[File:G.Rinaldi, Antonio Centa und Guido Cellano.jpg|none|thumb|[[Guiseppe Rinaldi]], [[Antonio Centa]] und [[Guido Cellano]] in dem gleichen Film]] | |||
Von den deutschen Filmen hinterließ zweifellos den tiefsten Eindruck „Mutterliebe“, aber auch alle anderen Filme wie „Befreite Hände", dessen Problemstellung die Italiener ungemein fesselte, „Trenck der Pandur“, dessen herrliche Unbekümmerheit und fröhliche Wildheit sie zu Beifallsstürmen hinriß, „Der Postmeister", der sie sehr ergriff, der „Opernbali", der sie erheiterte, und „Achtung, Feind hört mit“, der interessierte — konnten nur dazu beitragen, den Gesamterfolg für den'deutschen Film, der schlechthin überwältigend zu nennen ist, zu steigern und zu festigen. Die deutschen Kulturfilme liefen täglich von 3 bis 6 Uhr nachmittags im Theater Rossini: nichts könnte mehr für sie sprechen als die Tatsache, daß dort oftmals auch der letzte von den fast dreitausend Plätzen ausverkauft war. Außerdem liefen sowohl am Nachmittag wie am Abend vor jeder Vorstellung im Theater San Marco noch je zwei (meistens deutsche) Kulturfilme. Man muß erlebt haben, wie die Zuschauer bei den Kulturfilmen mitgingen, wie sie sich (besonders über seltene Tieraufnahmen) freuten. Es ist zu verstehen, daß der Erfolg des deutschen Kulturfilms auf der Biennale nicht zu unterschätzen ist. | Von den deutschen Filmen hinterließ zweifellos den tiefsten Eindruck „Mutterliebe“, aber auch alle anderen Filme wie „Befreite Hände", dessen Problemstellung die Italiener ungemein fesselte, „Trenck der Pandur“, dessen herrliche Unbekümmerheit und fröhliche Wildheit sie zu Beifallsstürmen hinriß, „Der Postmeister", der sie sehr ergriff, der „Opernbali", der sie erheiterte, und „Achtung, Feind hört mit“, der interessierte — konnten nur dazu beitragen, den Gesamterfolg für den'deutschen Film, der schlechthin überwältigend zu nennen ist, zu steigern und zu festigen. Die deutschen Kulturfilme liefen täglich von 3 bis 6 Uhr nachmittags im Theater Rossini: nichts könnte mehr für sie sprechen als die Tatsache, daß dort oftmals auch der letzte von den fast dreitausend Plätzen ausverkauft war. Außerdem liefen sowohl am Nachmittag wie am Abend vor jeder Vorstellung im Theater San Marco noch je zwei (meistens deutsche) Kulturfilme. Man muß erlebt haben, wie die Zuschauer bei den Kulturfilmen mitgingen, wie sie sich (besonders über seltene Tieraufnahmen) freuten. Es ist zu verstehen, daß der Erfolg des deutschen Kulturfilms auf der Biennale nicht zu unterschätzen ist. | ||
[[File:Brigitte Horney.jpg|none|thumb|[[Brigitte Horney]] in dem malerischen Venedig]] | |||
Der Kulturfilm, der sich mit zeitnahen, den Kriegsgeschehnissen mittelbar und unmittelbar verbundenen Themen beschäftigt, fand besondere Anerkennung. „Alpenjäger im Angriff", „Vom Schießen und Treffen<sup>4</sup>’, „Deutsche Panzer", um nur einige unserer besten Arbeiten zu nennen, begeisterten die Zuschauer. Italienische Kulturfilme von der Bearbeitung der Kohle, der kriegswichtigen Verwertung des Abfalls, Kurzfilme von Tunis, Gibraltar oder Dschibuti, ein ganz hervorragender Film von der Verbindung zwischen Front und Heimat (Feldpost und Rundfunk) bewiesen, wie stark sich auch die italienischen Kulturfilme dem Zeitgeschehen anpaßten. Die italienischen Spielfilme — leider nicht wie die deutschen mit einkopierten Titeln und darum besonders im Dialog den deutschen Gästen schwer verständlich— vermittelten die Bekanntschaft mit den interessantesten italienischen Darstellern und Darstellerinnen, mit Fosco Giachetti insbesondere, diesem wohl hervorragendsten italienischen Schauspieler (Alkazar und Die Sünderin), mit Amedeo Nazarri, einem kraftvollen, männlichen Schauspieler („Über die Liebe hinaus“), mit Doris Duranti, einer sehr schönen Schauspielerin in einem Film, der zum erstenmal einen Einblick in Leben, Brauchtum und Landschaft Albaniens gab, mit Assia Noris, der apartesten und ausdrucksvollsten italienischen Schauspielerin, in „Ein romantisches Abenteuer", mit der rassigen Paola Barbara in „Die Sünderin“, mit der entzückenden und anmutigen Maria Denis (Alkazar und Verlassenheit), mit Corinne Luchaire, einer Frau mit wundervoll beseeltem Antlitz, ferner mit Vittorio de Sica, Gino Cervi, Laura Solari und vielen anderen. Sie waren auch fast alle in Venedig erschienen, und bei den Empfängen des Grafen Volpi sah man sie zusammen mit unseren deutschen Filmschaffenden in bester Kameradschaft vereint. Zu verzeichnen sind noch einige Filme anderer Länder: ein Spielfilm aus dem Protektorat Böhmen und Mähren „Millionär wider Willen", Kulturfilme aus der Schweiz und Schweden, eine hinreißend fotografierte rumänisch-deutsche Gemeinschaftsarbeit „Der graue Teufel", ein sehr malerischer ungarischer Kulturfilm von den ungarischen Wäldern sowie zwei ungarische Spielfilme „Göl Baba" und „Donka Pista" | [[File:Gino Cervi und Assia Noris.jpg|none|thumb|[[Gino Cervi]] und [[Assia Noris]] in dem Film "[[Ein romantisches Abenteuer]]" ("[[Una romantica avventura]]"), dessen Regie [[Maria Camerini]] führte.]] | ||
[[File:Albin Skoda und Gisela von Collande.jpg|none|thumb|[[Albin Skoda]] und [[Gisela von Collande]] in [[Shakespeare]]<nowiki/>s „[[Sommernachtstraum]]" (Deutsches Theater, Berlin)]] | [[File:Maria Denis und Giorgio Rigaud.jpg|none|thumb|[[Maria Denis]] und [[Giorgio Rigaud]] in dem Film "[[Verlassenheit]]" ("[[Abbandono]]")]] | ||
Der Kulturfilm, der sich mit zeitnahen, den Kriegsgeschehnissen mittelbar und unmittelbar verbundenen Themen beschäftigt, fand besondere Anerkennung. „Alpenjäger im Angriff", „Vom Schießen und Treffen<sup>4</sup>’, „Deutsche Panzer", um nur einige unserer besten Arbeiten zu nennen, begeisterten die Zuschauer. Italienische Kulturfilme von der Bearbeitung der Kohle, der kriegswichtigen Verwertung des Abfalls, Kurzfilme von Tunis, Gibraltar oder Dschibuti, ein ganz hervorragender Film von der Verbindung zwischen Front und Heimat (Feldpost und Rundfunk) bewiesen, wie stark sich auch die italienischen Kulturfilme dem Zeitgeschehen anpaßten. Die italienischen Spielfilme — leider nicht wie die deutschen mit einkopierten Titeln und darum besonders im Dialog den deutschen Gästen schwer verständlich— vermittelten die Bekanntschaft mit den interessantesten italienischen Darstellern und Darstellerinnen, mit Fosco Giachetti insbesondere, diesem wohl hervorragendsten italienischen Schauspieler (Alkazar und Die Sünderin), mit Amedeo Nazarri, einem kraftvollen, männlichen Schauspieler („Über die Liebe hinaus“), mit Doris Duranti, einer sehr schönen Schauspielerin in einem Film, der zum erstenmal einen Einblick in Leben, Brauchtum und Landschaft Albaniens gab, mit Assia Noris, der apartesten und ausdrucksvollsten italienischen Schauspielerin, in „Ein romantisches Abenteuer", mit der rassigen Paola Barbara in „Die Sünderin“, mit der entzückenden und anmutigen Maria Denis (Alkazar und Verlassenheit), mit Corinne Luchaire, einer Frau mit wundervoll beseeltem Antlitz, ferner mit Vittorio de Sica, Gino Cervi, Laura Solari und vielen anderen. Sie waren auch fast alle in Venedig erschienen, und bei den Empfängen des Grafen Volpi sah man sie zusammen mit unseren deutschen Filmschaffenden in bester Kameradschaft vereint. Zu verzeichnen sind noch einige Filme anderer Länder: ein Spielfilm aus dem Protektorat Böhmen und Mähren „Millionär wider Willen", Kulturfilme aus der Schweiz und Schweden, eine hinreißend fotografierte rumänisch-deutsche Gemeinschaftsarbeit „Der graue Teufel", ein sehr malerischer ungarischer Kulturfilm von den ungarischen Wäldern sowie zwei ungarische Spielfilme „Göl Baba" und „Donka Pista" — eine romantische Operette und ein leidenschaftliches Zigeunerlied. Wir Deutschen können stolz auf unsere Erfolge sein. Spielfilme und Kulturfilme feierten Triumphe und legten Zeugnis von der künstlerischen Kraft des deutschen Films ab; einer Kraft, die sich gerade im Krieg zu gewaltiger Wirkung entfaltet hat. Die „Manifestazione Cinematografica di Venezia" aber wurde zu einer weithin sichtbaren Kundgebung der kulturellen Verbundenheit zwischen den Beiden Nationen, deren Waffen das Schicksal Europas entscheiden und deren kulturelle Leistungen dann auch in einem endlich befriedeten Europa richtungweisend und beispielgebend das kulturelle Leben dieses Kontinents beeinflussen werden.[[File:Albin Skoda und Gisela von Collande.jpg|none|thumb|[[Albin Skoda]] und [[Gisela von Collande]] in [[Shakespeare]]<nowiki/>s „[[Sommernachtstraum]]" (Deutsches Theater, Berlin)]] | |||
Das ergab sich nicht nur zwangsläufig als Erkenntnis aus dem Erlebnis der Biennale 1940, sondern wurde auch durch den italienischen Minister Pavolini noch einmal ausdrücklich in einer Ansprache unterstrichen. | Das ergab sich nicht nur zwangsläufig als Erkenntnis aus dem Erlebnis der Biennale 1940, sondern wurde auch durch den italienischen Minister Pavolini noch einmal ausdrücklich in einer Ansprache unterstrichen. | ||
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== "Herz geht vor Anker" == | == "Herz geht vor Anker" == | ||
''Seemannsglück!''<blockquote>''„Weitgereister Seemann in den besten Jahren, aber innerlich vereinsamt, wünscht fern der Heimat Korrespondenz mit nettem jungen Mädel, welches Verständnis für seine Seelennöte hat..."''</blockquote>So stand es eines Tages als Anzeige in einem Familienblatt zu lesen — und nicht ohne Erfolg I Vier Mädchen waren es, die für die Seelennöte des Herm Fritz Ullmann, seines Zeichens Vierter Steuermann auf der Viermastbark „Padua", auf diese Anzeige hin Verständnis zeigten und die bereit waren, diese Nöte nach ihren Kräften zunächst einmal schriftlich zu lindern und bei späterem persönlichen Kenneniernen völlig aus dem rauhen, aber guten Seemannsherzen zu entfernen. So war es gewissermaßen ein vierblätteriges Glückskleeblatt, das Fritz Ullmann auf seiner Urlaubsfahrt zu pflücken gedachte, nachdem sein Kahn in Hamburg vor Anker gegangen war | ''Seemannsglück!''<blockquote>''„Weitgereister Seemann in den besten Jahren, aber innerlich vereinsamt, wünscht fern der Heimat Korrespondenz mit nettem jungen Mädel, welches Verständnis für seine Seelennöte hat..."''</blockquote> | ||
[[File:Viktoria von Ballasko, Lotte Rausch, Joe Stöckel und Winnie Markus.jpg|none|thumb|[[Viktoria von Ballasko]] (Hanna), [[Lotte Rausch]] (Stine), [[Joe Stöckel]] (als Herr Niedermeier und gleichzeitig als Spielleiter des Films) und [[Winnie Markus]] (Lotte).]] | |||
So stand es eines Tages als Anzeige in einem Familienblatt zu lesen — und nicht ohne Erfolg I Vier Mädchen waren es, die für die Seelennöte des Herm Fritz Ullmann, seines Zeichens Vierter Steuermann auf der Viermastbark „Padua", auf diese Anzeige hin Verständnis zeigten und die bereit waren, diese Nöte nach ihren Kräften zunächst einmal schriftlich zu lindern und bei späterem persönlichen Kenneniernen völlig aus dem rauhen, aber guten Seemannsherzen zu entfernen. So war es gewissermaßen ein vierblätteriges Glückskleeblatt, das Fritz Ullmann auf seiner Urlaubsfahrt zu pflücken gedachte, nachdem sein Kahn in Hamburg vor Anker gegangen war — jedoch jedes der vielversprechenden Blättchen nach und nach für sich allein .. . | |||
Gemeinsam mit seinem Freund Hans Joachim Crusius, Doktor der Zoologie im Hauptberuf, zwecks billiger Erdumsegelungs- und damit Forschungsmöglichkeiren bisher Proviantmeister der „Padua", macht er sich daran, die vier Mädchen nun einmal in genaueren Augenschein zu nehmen, zunächst in Berlin und späterhin in Münchener Gefilden. | Gemeinsam mit seinem Freund Hans Joachim Crusius, Doktor der Zoologie im Hauptberuf, zwecks billiger Erdumsegelungs- und damit Forschungsmöglichkeiren bisher Proviantmeister der „Padua", macht er sich daran, die vier Mädchen nun einmal in genaueren Augenschein zu nehmen, zunächst in Berlin und späterhin in Münchener Gefilden. | ||
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=== "Achtung, Feind hört mit!" === | === "Achtung, Feind hört mit!" === | ||
Terra. Spielleitung Arthur Maria Rabenalt Drehbuch Kurt Heuser (nach einer Idee von GeorgC. Klaren). Darsteller: Renü Deltgen, Kirsten Heiberg, Lott« Koch, Michael Bohnen, Rolf Weih, Christian Kaysakr, Josef Sieber, Karl Dannemann, Arinin Münch, Rudolf Schündler, Adolf Fischer, Ernst Waldon, Lola MÜthel, Ruth Lommel, Theo Shall, Gertrud Schirmacher, Erich Ponto, Kate Kühl, Peter Ekholtz, Karl Artel, Peter Voß, Fritz Böttger, Elsa Wagner, Claire Relgbert, Klaus Pohl, Hans Hermann Schaufuß. Musik Franz Grothe. Kamera Willy Winterstein, Gustav Weiß. Bauten Erich Czerwooski, Carl Böhm. Ton Werner Maas. Staatapolitisch wertvoll. Für Jugendliche über 14 Jahre. Feiertagsfrei. | |||
Wenn es in einem historischen Film um den Helden bedenklich steht, so erfüllt uns bange Besorgnis; wir wünschen seinen Triumph, wir möchten nicht Augenzeugen seiner Niederlage oder seines Untergangs werden. Diese Sympathle- gefühle aber steigern sich zu größter Stärke In dem Augenblick, wo der bedrohte Held die Volksgemeinschaft selber Ist, wo Menschen unseresgleichen im Kampf um des Vaterlandes Lebensrechte stehen, mit denen, falls sie eine Niederlage erlitten, wir alle mit geschlagen wären. | |||
Solch ein Thema, das mit elementarer Wucht uns alle in seinen Bann zwingt, gestaltet der Film „Achtung! Feind hört mit!" Ausländische Agenten umschleichen witternd und spürend einen wehrwichtigen Betrieb, wie nächtliche Schakale suchen sie Ihre Opfer unter den Zusammenbrechenden, Schwachherzigen, Strauchelnden. Der Filin zeigt nun mit furiosem Tempo und scharfer Charakteristik, wie einige solcher charakterlosen Kreaturen umgarnt und erpressermäßig für kargen Judaslohn ausgebeutet werden. Können sie nichts mehr nützen, so werden sie preisgegeben, umgelegt, ausgeliefert. Die große Verführerin ist auch diesmal die Liebe. Da setzt eine aparte Spionin ganz rücksichtslos sich selber ein und umgarnt den Juniorchef des Betriebes, da gerät eine junge Sekretärin, arglos in ihrem Liebesglück, für furchtbare Augenblicke In den Verdacht des Landesverrats. Ein Kantinenkellner und ein Werkzeichner erliegen der Versuchung und büßen mit dem Tode den Verrat, dessen böse Folgen im letzten Augenblick verhindert werden: nach einem effektvollen Großalarm jagt das gestohlene Flugzeug des Feindagenten in die Ballonsperre. | |||
Arthur Maria Rabenalt setzt mit sicherer Hand die dramatischen Akzente. Ein Film ohne Längen, dauernd vom Wetterleuchten herauf ziehender Gewitter unheimlich erhellt, zuweilen zu einer Spannung anschwellend, die man fast körperlich empfindet, so in den (von der Kamera Willy Wintersteinsund Gustav Weiß') großartig erfaßten Szenen der Flucht des verräterischen Kellners durch das nächtliche Fabrikgelände. Rabenalte Freude an scharfen Konturen auch im Psychologischen läßt Christian Kaysslcrs Spiel als Chefkonstrukteur Dr. Hellmers besonders plastisch hervortreten; aber auch jungenhafte Unbekümmertheit (Rolf Weih), moralische Brüchigkeit (Rudolf Schündler) und verzehrende Angst. (Ernst Waldow) stehen unter hellen Lichtern. Reik Deltgen als britischer Chefagent bot eine geschlossene Leistung, Lotte Koch, die wir zum ersten Male in einem Film sahen, gewann durch ruhiges, gepflegtes Spiel Sympathien und ließ für ihre weitere Laufbahn Gutes hoffen, Kirsten Heiberg war gleißend verführerisch und mondän. Alle andern namhaften Schauspieler — und es sind deren viele — bewährten ihre Kunst in der eindringlichen Charakteristik klar gegeneinander abgesetzter Randfiguren. | |||
[[File:Kätke Gold und Hannsgeorg Laubenthal in Wie es euch gefällt (Staatstheater Kleines Haus).jpg|none|thumb|[[Käthe Gold]] und [[Hannsgeorg Laubenthal]] in "[[Wie es euch gefällt]]" ([[Staatstheater Kleines Haus]])]] | |||
[[File:Prof. Carl Froehlich.jpg|none|thumb|Der Führer verlieh dem Präsidenten der [[Reichsfilmkammer]], Prof. [[Carl Froelich]], aus Anlaß der Vollendung des 65. Lebensjahres in Anerkennung seines künstlerischen Filmschaffens die [[Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft]]. - Reichsminister Dr. [[Joseph Goebbels]] überreicht in einer Feierstunde Professor [[Carl Froelich]] die Urkunde.]] | |||
=== "Skandal um Dora" === | === "Skandal um Dora" === | ||
URBE-ICI-Prod. Rom/Difu Regisseur: [[Mario Soldati]]. Drehbuch: [[Mario Soldati]] und [[Luigi Zampa]]. Darsteller: [[Assia Noris]] (Doppelrolle), [[Carlo Ninchi]], [[Miretta Mauri]], [[Massimo Girotti]], [[Carlo Campanlni]], [[Nino Crlsman]], [[Luigi Cimara]], [[Fernando Bruno]]. Kamera: [[Anchlae Brizzi]]. Musik: [[Felice Montagnini]]. Deutsche Sprecher: [[Ursula Grabley]] (Doppelrolle), [[Werner Pledath]], [[Käthe Vanden]], [[Kurt von Ruffin]], [[Alfred Haase]], [[Harry Giese]], [[Werner Schott]], [[C. W. Burg]]. Dialog und Spielleitung: der deutschen Fassung [[Dr. Konrad P. Rohnstein]]. Künstlerisch wertvoll. Zugelassen für Jugendliche über 14 Jahre. | |||
Eine Komödie der Verwechslungen. Vor 300 Jahren schon schrieb sie ähnlich ein gewisser Shakespeare, indem er an das Naturwunder der Zwillingsgleichheit anknüpfte. Das Drehbuch von Marlo Soldati (der auch Regie führt) und Luigi Zampa baut die Handlung auf der Einrichtung des Film-Doubles auf. Die kleine irrundliche Modistin Picrina gleicht der großen aber unausstehlichen Filmschauspielerin Dora Nieleon Wie ein Ei dem anderen und springt für sie ein, als Dora wieder einmal in Starlaune ihrem gepeinigten Spielleiter die Atelierarbeit vor die Füße wirft, um mit ihrem hochstaple rischen Liebhaber ungestört zusammen zu sein. Sie macht das so echt, das sich nun auch der Ehemann Doras, dem von der Primadonna ebenfalls aufgekündigt worden ist, die kleine Pierina als Gattin-Double ins Haus nimmt, damit seine Tochter trotz der vorhergegangenen Unarten. Ihrer Mutter noch den rechten Mann bekommt. Unnötig zu sagen, daß sich aus dieser provisorischen Stellung Picrlnas in Atelier und Eheleben die tollsten Verwechslungen ergeben und daß die kleine Modistin zwar nicht Filmstar, aber glückliche Millionärsfrau wird. Assia Noris spielt die Doppelrolle der beiden gleichen und doch so entgegengesetzten Frauen in diesem italienischen Film. Eine reizvolle Aufgabe, die sie vollkommen löst. Wer wie sie zwei so verschiedene Charakterhaltungen in ein und dasselbe Gesicht zu legen weiß, der kann etwas. Ihr Gegenspieler Ist Carlo Ninchi als Doras betrogener und geplagter Gatte, ein großflächiges Gesicht mit den Mitteln feiner Charakterisierung in den Falten des Mundes und der Augenwinkel. Einen überhasteten, immer zu spät kommenden Hansdampf in allen Gassen spielt Carlo Campanini, wahrend Nino Urisman ein vollendeter Hochstapler Ist- Massimo Girotti und Miretta Mauri geben in Episodenrollen ein gewinnendes Liebespaar. Fernando Bruno und Luigi Cimara trugen ihren Teil zur Erheiterung der Zuschauer bei. Ein Kulturfilm zeigte die „Die Brunnen Roms", zum Teil In herrlichen Bildern, denen eine zurückhaltendere musikalische Untermalung zu wünschen wäre. | |||
''' | ''Dr. Gerhart Kupfer'' | ||
[[File:Margit Symo.jpg|none|thumb|[[Margit Symo]] zeigt im „[[Wintergarten]]" ihren mitreißenden Zigeunertanz aus dem Film „[[Der Postmeister]]<nowiki>''</nowiki>]] | |||
[[File:Harald Kreutzberg.jpg|none|thumb|[[Harald Kreutzberg]] in seinem Tanz „Till Eulenspiegel" in der „[[Scala]]"]] | |||
[[File:Meine Tochter lebt in Wien.jpg|none|thumb|"[[Meine Tochter lebt in Wien]]" der neue Film mit [[Hans Moser]], [[Hans Olden]], [[Dorit Kreysler]], [[Charlotte Daudert]], [[Elfriede Datzig]], [[Hedwig Bleibtreu]], [[Anni Rosar]]. Drehbuch: [[Fritz Koselka]] nach einem Entwurf von [[Curt J. Braun]]. Musik: [[Heinrich Strecker]]. Herstellungsgruppe: [[Erich von Neusser]]. Spielleitung: [[E. W. Emo]] ]] | |||
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